Nach zwei Jahren Vakanz hat die Salier-Gemeinschaftsschule wieder offiziell eine Rektorin. Am Dienstag wurde Renate Hermann, die nach 34 Jahren längst ein Urgestein der Schule ist und die Übergangszeit maßgeblich managte, ins Amt eingesetzt. Auch für die frei gewordene Konrektorenstelle scheint es bald eine Lösung zu geben.
Ihren emotionalen Höhepunkt hatte die Einsetzungsfeier gleich zum Anfang, als 600 Schüler mit Inbrunst das Lied „Sei mein Licht“ sangen, bevor sie in den Klassenzimmern verschwanden. Sie kennen die Neue an der Spitze der Salier-Gemeinschaftsschule längst. Nicht nur, dass Renate Hartmann dort seit 1985 im Schuldienst steht. Schon seit Mai 2017 und mehrfach in den Jahren zuvor war sie mit Engagement und Selbstverständlichkeit in die Bresche gesprungen, wenn die Schulleiter ausfielen. „Und nicht wenige glaubten, du selbst seist die Rektorin“, sagte die mit ihr befreundete Leiterin des Staatlichen Schulamts, Sabine Hagenmüller-Gehring. Dem Gehaltszettel nach war sie’s aber nicht, obwohl sie anderthalb bis zwei Jobs ausfüllte. „Wenn Sie in dieser Zeit Dienst nach Vorschrift gemacht hätten, so wie Sie nach Vorschrift bezahlt wurden, dann wäre hier das Chaos ausgebrochen“, ergänzte der Elternbeiratvorsitzende Stefan Rindler.
Unterstützung kam unter anderem von einem Pensionär: Der frühere Rektor Eberhard Messer war eigentlich schon seit 2017 im Ruhestand, half nun aber zwei Jahre auf der Korber Höhe aus. Als Mentoren konnte Renate Hartmann außerdem auf andere Schulleiter und besonders auf ihren früheren Chef und Förderer Karl Bickel zählen, der beim Willkommenslied des Lehrerkollegiums in Seemanns-Tracht als „Obermaat“ den Kontrabass spielte. Zur Melodie des Schlagers „Ein Schiff wird kommen“ wurde der Text neckisch und in Anspielung auf die Vertröstungen des Schulamts umgedichtet in „Ein Chef wird kommen“.
Lange Zeit war unklar, ob der erkrankte Vorgänger Wolfgang Strobel würde zurückkehren können, bis er sich laut Hagenmüller-Gehring vergangenen Herbst für einen anderen Weg entschied. Renate Hartmann war sofort für die Nachfolge im Gespräch, zögerte jedoch. Bis sich bei ihr und ihrem Mann die Überzeugung durchsetzte, dass die Arbeitsbelastung in offizieller Funktion ohnehin kaum höher werden kann. Berechtigte Hoffnung besteht jetzt, dass das Führungsteam mit Neubesetzung der Konrektorenstelle wieder komplett und die Schule in ruhigeres Fahrwasser kommen kann.
Bildungspolitische Veränderungen hat sie schon einige überstanden. So wurde die Salier-Grund- und -Werkrealschule vor einigen Jahren zur Gemeinschaftsschule. Doch unabhängig von äußeren Faktoren, betonte Oberbürgermeister Andreas Hesky in seiner Ansprache, sei das Amt des Schulleiters oder der Schulleiterin stets ein höchst persönliches. „Daher hängt auch so viel an ihr, und es hängt viel von ihr ab. Ob sich etwas bewegt, ob an der Schule ein gutes Klima herrscht, ob die Schule einen guten Ruf hat.“
Attraktiv ist das Amt aber nur bedingt, wie der geschäftsführende Schulleiter der Waiblinger Schulen, Axel Rybak von der Staufer-Realschule, aus Erfahrung weiß. Allzu oft dienten Rektoren als „Prellbock“. Nichtsdestotrotz sehen viele in Renate Hartmann die Idealbesetzung. Schuldekanin Petra Schiller etwa bescheinigt ihr „ausgeprägte Führungsqualitäten und ein großes pädagogisches Herz“.
Sie selbst bedankte sich bei ihrem Rektoren-Kollegen Eberhard Messer, der „zwei Jahre seines Ruhestands geopfert“ habe, und schließlich beim „Fels in der Brandung“ der Salier-Gemeinschaftsschule, der Sekretärin Birgit Jakob. Voll Tatendrang blickt die Schulleiterin nach vorn: „Es gibt so viel zu tun – und ich hab’ total Lust drauf.“